Warum Emo mehr als ein Musikgenre und damit mein Lebensstil ist

Hendrik 2021

Das Sein vom Emo – Eigentlich schwillt dieser Artikel schon lange Zeit in oder besser unter meinen Fingern? – Hm, egal, durch den Artikel „50 und etwas mehr Dinge über… das Leben eines EmoHoernRockz“ bzw. auch durch einen Kommentar eines Lesers unter dem ursprünglichen Artikel, der leider beim „Umzug“ des Blogs verloren ging, soll er auch endlich erscheinen.

Dieser Artikel war bereits im Juli 2011 in meinem Blog – dem „alten Blog“ erschienen. Ich habe mich im September 2019 entschieden mit dem Blog neu anzufangen. Einige Artikel, so habe ich im April 2021 beschlossen, werde ich dennoch übernehmen. Ich habe diesen Post auf den Stand 27. Dezember 2020 angepasst und dahin datiert.

Ich schrieb unter Punkt 13 in dem genannten Artikel: „Ich behaupte mit Stolz und kann es auch begründen, dass ich ein Emo sei, aber keiner der Klischeeemos“ und genau das möchte ich nun machen.

Ich möchte euch gleich vorwarnen, dass man dies nicht in 300 Wörtern machen kann, sondern fast 3000 benötigt, da auch Definitionen gefunden und erläutert werden müssen. Man sollte sich zum Lesen Zeit mitbringen, es in Etappen lesen, oder zum Beispiel von Siri vorlesen lassen. 🤗 Los gehts…

Übersicht/Inhalt

Präambel, wer bin ich

Wie viele, die mich etwas genauer kennen, wissen, habe ich immer wieder Veränderungen durchgemacht und andere Dinge waren immer da. Manchmal konnte man sie von außen mehr, manchmal weniger erkennen.

Ich möchte etwas einschieben. Auch aktuell, 2020, bzw. 2021, denn diesen Artikel bearbeite ich eigentlich am 27. April 2021 (siehe Kasten), nachdem ich ihn am 10. Juli 2011, also vor fast zehn Jahren veröffentlich habe, verändere ich mich - habe ich mich verändert. Der Inhalt wird sich kaum verändern. Mal sehen, was sich in zehn Jahren verändert hat. Ich werde es anmerken. Also zurück zum ursprünglichen Text.

Von den Veränderungen, die man und jeder immer wieder durchmacht, entdeckt man, dass einige einem gefallen, andere werden wieder zerschlagen, weil sie zu einem nicht passen oder gar nicht mehr passen. Zu anderen findet man wieder zurück, weil man merkt, dass es genau das war, was einen voran brachte, oder erfüllte, bzw. man fühlt, dass es zu einem passt.

Etwas davon ist bei mir das Sein eines „Emos“, abseits von allen Klischees. Für viele ist es, was ich repräsentiere und als Einstellung sehe eine Modeerscheinung. Das war 2008, 2011 und jetzt 2020 wieder oder immer noch so, nachdem der Emohype offenbar in leicht veränderter Form wiederkam. – Ich kann versichern, dass dies bei mir nicht der Fall ist, da ich diesen Stil schon bevor er „gehyped“ wurde, für mich lebte.

Jeder, der von mir Bilder aus meiner Jugendzeit kennt (ungefähr bis 16), oder besser mich noch aus der Zeit kannte, der weiß, dass ich damals für viele einen „strangen“ Kleidungsstil, aber vor allem auch für die Mehrheit ungewöhnliche Lebenseinstellung hatte.

Um es kurz zu umreißen, ich habe für andere (zumindest meinten sie es, weil sie mich nicht verstanden, was sicher auch an mir lag) so gelebt, dass die Welt einen hasst und man selber hasst die Welt.

Nicht immer sah man den Emo in mir. Ein Zeitlang waren meine Haare kurz, blond und ich trug helle, oft weiße Klamotten. Meine Lieblingsjeans waren weiß oder Khaki farbene Cargohosen. – Ja, dafür kann ich mich auch noch ein bisschen weniger leiden. ^^ Ich weiß nicht, was ich an den Cargohosen toll fand. Sie waren praktisch. Mein Smartphone, bzw. Handy und Schlüssel hatten immer einen Platz in der Hose. 😅

Trotzdem, was ich lebte, ist eine, ich nenne es mal so, Lebenseinstellung – die Einstellung des „Emos“.

Der Emo

Da Emosein ganz oft über die Musik definiert wird, möchte ich mich über diese dem Emo nähern und gehe darauf zunächst fokussiert ein. Wer aber zwischen den Zeilen mitliest, wird verstehen, dass es nicht alleine die Musik ist, sondern das Leben widerspiegelt.

Der Kleidungsstil eines Emos scheint nach außen dunkel zu sein und von wenigen/ einigen auch gerne auch „punkig“ genannt, wenngleich es eher einem Edelpunk wäre, weniger – und das verstehe ich – den echten Punks akzeptierten Stil, ähnelt, denn einem echten. Für andere ist es wieder mehr Gothic. Was wohl daran liegt, dass es ein bisschen auch seine Wurzeln in beiden wieder findet. Und trotzdem ist es für mich beides nicht.

Das Klischee sagt, dass die Welt und Menschen für einen Emo schlecht wären. Darum hört man Musik, die davon handelt, wie schlecht die Welt ist und wie schlecht das Leben ist. Soweit auch das Klischee über Emos und über die Schublade, in die man mich steckte, warum ich das nicht wirklich so lebe und es nach außen nur so scheint, auch wenn an den Sätzen was wahres ist, das werde ich im Laufe des Artikels noch erläutern.

Eine Begriffsklärung für Emo

Emo leitet sich von dem Begriff „Emotion“ ab.

Emos sind in den 1980er in den USA aus der Szene der Punks, speziell auch im Musikgenre entstanden und dort aus der Szene der Hardcorer. Es gab zu dieser Zeit eine Bewegung, die sich den Emotionen widmete unter den Hardcorern.
Man stand zu seinen Emotionen – und dabei heißt Emotion nicht gleich per se negative Gefühle – übermittelt durch Musik, aber auch Handeln. Anfangs nannte es sich noch „Emotional Hardcore“.

Doch in dieser Zeit hat man sich abgespalten und es wurde in den 1990er Jahren das Hardcore in der Bezeichnung abgelegt und zu Emocore. Im späteren Verlauf, so in den 2000er-Jahren kürzte man häufig das ganze nur noch mit „Emo“ ab.

Heute allerdings gibt es nicht wenige, die sich auf Grund der vielen Klischee- und „Hypeemos“, für die ich den Begriff H&M-Emos, heute TikTik-Emos prägte, Post-Hardcoreanhänger nennen, oder auch andere Bezeichnungen, die wiederum eigene Genres sind. Wenngleich man, wenn man sie sieht und ihre Einstellungen hört, doch wieder oft Emos findet – sie hören es nur nicht gerne.

Durch die Geschichte der Emos sehen es nicht wenige als reines Musikgenre, oder auch als Subkultur.
Emosein ist keine Subkultur (nicht für mich und für viele andere auch nicht), sondern in der Zeit, in der es sie gibt, eine eigene Kultur geworden. Es ist soweit richtig, dass sie von den Kultur des Punks und daraus aus dem Hardcore entstanden ist, aber es ist eben noch viel mehr bei den Emos eingeflossen, z.B. aus dem Bereich Mode und sicher auch Denken. Das mag der eine oder andere nicht gerne hören/lesen, aber auch diese haben uns geprägt (man sehe sich unter anderem unsere Kleidung und Intentionen genauer an).

Im Emosein ist zentraler Punkt die Liebe, aber auch seine gesellschaftliche Umwelt…

…nicht selten ausgedrückt über Musik.

Den Songs, bzw. dessen Komponisten, die i.d.R. auch die Sänger bzw. Bands sind, wird oft unterstellt, dass sie darin ihre Depressionen und Selbstmitleid ausdrücken würden. Wer das allerdings sagt, hat keine Ahnung von Emos und unterliegt den typischen Vorurteilen.

Es mag sich zunächst für den „groben“ Hörer so anhören, als sei alles „depressiv“ und „selbstbemitleidend“. Wer aber mal die Ohren aufmacht und richtig zuhört, also zwischen den Zeilen hört, der wird bemerken, dass die meisten Songs eben nicht das ausdrücken, sondern sie sprechen immer wieder von Hoffnung, Zuversicht und positiven. Sie sprechen davon, dass Dinge sich zum Guten ändern, oder dass es auch gutes an den Situationen, die die Songs beschreiben und des Geschehenen gibt.

Hier von Depressionen und Selbstmitleid zu sprechen, nur weil der Komponist und der Zuhörer die emotionale Seite beleuchtet, ist mehr als fehl am Platze.

Die Bands, aber auch der Emo drückt in den Lyrics, wie ich schon erwähnte, seine Gefühle (aber eben nicht depressiv und selbstmitleidig) aus. Diese Gefühle spiegeln das Leben in der Gesellschaft wieder und drücken die Hoffnung aus, dass es sich ändert und ändern lässt. Dies ist eindeutig ein Appell an die Gesellschaft, sich in ihrem sozialen Verhalten zu verändern. Dies betrifft nicht nur allein den Umgang untereinander, der zwar zentral steht, sondern auch den Umgang wie man sozial schwachen hilft. In vielen Songs wird dies immer wieder verdeutlicht, wenn dies auch nicht explizit geschieht. Beginnt man die Texte zu analysieren und zu interpretieren, so findet man diese Hinweise allerdings sehr wohl.

Aber auch die Bands selber tätigen häufig derartige Aussagen in den Medien und ihrem Verhalten, welches der viel zentralere Punkt ist. So sind die wirklichen Bands nicht unter Vertrag eines der großen, kommerziellen Labels (Major-Label), wobei dies leider etwas bröckelt und auch meine (heutigen teilweise ehemalige) „Lieblingsbands“ zum Teil zwar einem „Independent-Label“ angehören, diese sich aber derweil den Major-Label angeschlossen haben, oder dazu erdrücken ließen, sich einem anzuschließen. Dies merkt sehr oft, an der daraus folgend, oftmals mainstreamartigen und poplastigen Songs und Alben.

Weiterhin treten viele Emo-Bands in einen Einsatz für den Tierschutz, der bei einigen bis in den Veganismus hineingeht. Wie es bei den Bands ist, so stellen sich auch die Emos oft selber zu diesen politischen Meinungen. In der Regel ist dieses Gedankengut bei ihnen/uns vorhanden. – Sofern es es nicht die TikTok-Emos (frühr H&M-Emos) sind.

Denn es gibt noch mehr Themen, als Liebe.
Es werden Themen der Umwelt, des Umweltschutzes, des Umganges Miteinander beleuchtet. Sowohl in der Musik, als auch in der Lebensweise.

Emo ist auch keine Jugendkultur

Sie mag es sein, wenn man sich die „Klischeeemos“ ala einen früheren Bill Kaulitz ansieht (der eigentlich selber gar nicht so Klischee ist, aber die Medien machten ihn einst dazu), oder aber sich die diversen TikTok-Videos ansieht. (In einer früheren Version schrieb ich an dieser Stelle von H&M-Gänge, aber die passen 2020 nicht mehr.)

Wer aber schon einmal in der Szene im Ausland war, wie den USA, aber auch hier in Deutschland, der wird merken, dass Emos nicht nur Jugendliche sind. Um Emo zu sein, muss man nicht „blinken“, wie viele Klischee- und „Wannabe“-Emos es machen.

Man sehe sich einmal Bands wie Thirty Seconds To Mars an, der Leader Jared Leto ist längst über die 30 (okay, 2020 ist der schon längst zu einem Aushilfsjesus mutiert und von Emo hat der nichts mehr) und war Emo, ähnlich bei My Chemical Romance, Fall Out Boy, Bullet For My Valentine, Black Veil Brides, die sind alle über 30. Wer mag da noch von Jugendlichen reden? – Gut, jetzt werden einige sagen, einige der Bands sind ja gar kein Emo, oder nicht mehr. Aber sie waren es mal.

Und die Fans, mal abgesehen von jenen, die sich durch Klischees und Marketing ansammelten, sind auch nicht unbedingt mehr Jugendliche. – Ich kenne zumindest mehr als einen Erwachsenen, den ich wirklich nicht mehr als Jugendlich bezeichnen würde, aber auch nicht als lächerlich, aufgesetzten Emo. – Leider gibt es mittlerweile ja auch die.

Natürlich gibt es derzeit sehr viele Jugendliche, aber von einer Jugendkultur an sich kann und darf man nicht schreiben.

Aussehen, Kleidung usw.

Spricht man vom Klischeeemo, denkt man oft an knallige Farben, Kitsch, viel Blink-Blink – und das meinte ich weiter oben mit „blinken“ -, aber nicht jeder Emo steht auf Pink, oder knallige Farben. Wenn sie eben nicht diese „Wannabes“, die sich über irgendwelche „Billomassenstores“ bedienen, sind. Blink-Blink und so weiter sind reine Vorurteile. Es ist so, als wenn ich sagen würde, alle schwulen tragen Lederchaps, Ledermütze, Uniform und treiben sich in Darkrooms rum.

Das stimmt einfach nicht.

Was richtig ist, dass Emos eher Röhrenjeans tragen, eher Retroklamotten, wie z.B. in den Schuhen, also Chucks, sich dunkel Kleiden – müssen sie aber nicht, man einen Hang zum Kajalstift, zu schwarzen mittellangen Haaren, vielleicht auch über dem einen Auge hängend, vielleicht findet man auch den einen oder anderen Totenkopf, vielleicht auch mal mal Karos. Doch es ist keine Pflicht und ich kenne auch blonde, kurzhaarige Emos, die Bluejeans und Lederschuhe tragen…

Die Mode-, Klischee- oder auch TikTok-Emos

Davon weichen nun die „Blink-Blink-Wannabes“ ab, aber die haben in der Regel auch keine Ahnung, was Emo wirklich ist. Die haben es in ihrem Freundeskreis, auf TikTok, in den Medien, dem Internet, wo auch immer gesehen und ein paar Dinge aufgeschnappt, färben sich jetzt mal schnell die Haare schwarz, hängen sich ein paar pinke Würfel um, ziehen die Chucks an, vielleicht noch ein Shirt mit Sternen drauf und nennen sich Emo, um ihre Eltern, Lehrer zu ärgern und in den Wahnsinn zu treiben. Sie sind ja so individuell und sooooo emo.. – Geh dich ritzen. 😝

Depression und Ritzen

Dann hörten sie, man muss als Emo depri (deprimiert) sein und um seine Depressionen auszudrücken, muss man sich noch einmal ordentlich mit einer Rasierklinge die Arme, Beine oder sonstige Körperteile aufritzen, oder gar bis zu einem versuchten, oder vollendeten Suizid gehen. Die Meisten Emos ritzen sich aber nicht, denken nicht an den Selbstmord.

Ritzen ist nicht emo, es ist keine Modeerscheinung. Es ist passender ausgedrückt eine Form einer schweren, psychischen Erkrankung. Auch der, der Gangsterrap hört, ritzt sich, oder der Metaller, vielleicht sogar mehr als der Emo oder Goth. Das sind blanke Vorurteile gegenüber uns Emos.

Die ritzen, sind oft sogar nur die erwähnten „Wannabes“, die, die es in den Medien oder von Freunden, gesehen, oder gehört haben, aber nicht die echten.

Verleugnung und Konsequenzen

Durch diese „Wannabes“, die dann auch noch die Vorurteile so kräftig unterstützen in ihrem Benehmen, ist es so, dass einige Emos es abstreiten, emo zu sein, sie nennen sich dann Post-Hardcore, oder wieder Punks, oder was auch immer, dennoch leben sie den Weg des Emos, kleiden sich so, hören die Musik, denken emo.

Für mich ist dieses verleugnen so, als wenn man abstreitet schwul zu sein, nur weil es „Huschen“, manche in der Community nennen es so unter sich, nicht ich, mit Knickarm und rosa Wattebausch gibt. Man sollte lieber dafür einstehen und Missverständnisse, sowie Vorurteile abbauen, für seine Überzeugung eintreten.

Warum ich ein Emo bin und es meine Lebenseinstellung ist

Jetzt habe ich so viel vorweg geschrieben und bin doch dabei kaum auf mich eingegangen.
Vielleicht mag der eine oder andere gleich sagen, das alles davor hätte man sich auch sparen können, aber dann hätte es mich nicht erklärt und man hätte das folgende vielleicht nicht verstehen können. – Obwohl du dank Kapitel das blabla Vorweg auch wegklicken konntest. 🥺 Das hast du nicht gewusst, jetzt weißt du es.

Es stimmt, ich selbst habe auch einen Hang zum schwarzen Kleidungsstil und auch ich habe mittellange schwarze Haare, auch ich habe diese „Helmfrisur“, auch ich habe die Haare zur einen (rechten) Seite und ich kann dort nichts mehr sehen, auch ich trug „Streifenlook“, ich hatte, teilweise sogar in der Uni, Kajal um die Augen und schwarz lackierte Fingernägel (leichtes Kajal hatte ich eigentlich immer um die Augen, na ja, 2020 ist es schon nicht mehr so), ich habe auch ein paar Vans und ein paar Chucks zuhause und ich trage Röhrenjeans. Das alles trage ich aber nicht, weil ich Emo bin, sondern weil ich finde, dass es gut aussieht. Dass ich dabei Emo bin, unterstützt das ganze nur, aber ich mache es nicht aus dem Grund.

Zwischenzeit

Lange war ich Emo, ohne es zu zeigen. Das hatte verschiedene Gründe, einer war vielleicht auch, dass ich mich für einen Menschen, der sich, wie sich rausstellte es nicht wert war, anpasste. Und viele, die mich nur aus der Zeit kennen sind heute noch überrascht, wie ich jetzt aussehe und was ich lebe, doch trotz alledem lebte ich emo.

Auch wenn ich mich in den Jahren äusserlich anders präsentierte (zurückblickend frage ich mich, warum ich mich für einen Menschen so verdrehen konnte), so war meine innerliche Einstellung immer die eines Emos, sowohl im Lebensstil, wie in der Musik. Ich sah nur anders aus.)

Warum ich es nicht mehr so deutlich präsentierte, würde auf die gleiche Frage hinauslaufen, warum ich einmal mit einem Mädchen zusammen war. Beides begann ja zur gleichen Zeit.

Quo vadis

Doch dann spürte ich mehr und mehr, wie es doch wieder auch nach aussen möchte. Ich zwang mich wohl, meinen Stil den ich eingeschlagen hatte, weiterzuführen.

Genau zu der Zeit begann ich mich zu fragen, „quo vadis“, wo stehe ich in diesem Leben.
Was war früher anders? Was habe ich gemacht? Wie sehe ich die Welt eigentlich? Warum ist das alles so geschehen? Was möchte ich sein? Was interessiert mich, was andere denken? Warum denke ich das?

Mehr und mehr kristallisierte sich wieder das heraus, was ich nach aussen solange unterdrückt habe.
Ich glaube, ich kann sagen, dass ich mich seit Oktober 2006 mehr und mehr wieder bewusst verwandelt habe – unterbewusst ging dieses schon viel länger.

Die Wandlung

Ich lies z.B. seit dem Monat die Haare wachsen, um auch wieder zu zeigen, was in mir ist. Dummerweise lies ich mich dann im Januar 2007 noch mal überreden meine Haare kürzen zu lassen. In mir wuchs aber der Entschluss, es danach erstmal nicht mehr zu tun. In der Zwischenzeit habe ich meinen Kleidungsstil immer mehr verdunkelt.

Im März 2007 beschloss ich dann endgültig meinen Style zu ändern und meine Haare schwarz färben zu lassen, um zu zeigen, ich bin Emo, ich bin nicht der, den ihr in mir seht. Zu meinen Gefühlen stehe ich und ich stehe zu den Standpunkten des Emos. Ich bin nicht der Typ, der auf diesen Schickimickikram meiner Freunde steht. Ich bin nicht so oberflächlich, wie sie und stehe zu meinen Mitmenschen, zur Umwelt.

Und das wollte ich komplett sein. Seit Ende Mai, Anfang Juni beginne ich nun auch wie ein Emo zu kleiden und komplett zu stylen, dazu gehört zum Beispiel dass ich auch mal Kajal um die Augen habe und mir die Fingernägel schwarz lackiere. – Was derweil aber sicher auch eine Art Markenzeichen von mir wurde. Ich kann wohl behaupten, dass mich nahezu jeder in der Uni kennt. Die Frage ist, wäre das auch so, wenn ich angepasst wäre?

Das mag für den Durchschnittsmenschen „strange“ sein, aber so ist es nunmal. Ich finde, es sieht gut aus und es passt jetzt zu mir.

Meinen Musikstil habe ich längst wieder dem des „Emos“ angepasst – war er je anders – und mein Gedankengut, das war nie anders.

Ich habe es mit Absicht langsam vollzogen und bin noch nicht ganz durch die Wandlung, wie ich denke. Ich wollte meiner Umwelt freundlicherweise die Chance geben, sich an mich wieder zu gewöhnen. Meine Freunde wissen es längst, meine Eltern, joa, die hatte ich zwei Wochen vorher gewarnt, bevor die Haare schwarz wurden.
Aber meine Mitschüler und Lehrer im Internat damals noch sollten sich auch daran gewöhnen, wenn gleich der krasse Schritt für sie natürlich auch so zu sehen war.

Warum Emo

Mein Leben hat mir gezeigt, dass die „Emo-Lebensweise“ genau die richtige ist. Die Menschen sind so schlecht, wie ich selbst spüren musste und trotzdem weiß ich, dass nur ich die Welt ändern kann und die Menschen auch, wenn ich nicht in eine Lethargie und Depression verfalle, sondern aktiv wirke.

Die Menschen lügen und betrügen, sie stehen nicht zu sich und nicht zu anderen. Nur das eigene Ego zählt, solange es ihnen hilft. Sie würden es aber, wenn der Preis stimmt, verkaufen. Doch ich weiß, die Menschen sind nicht von Geburt so. Man kann sie ändern, wie werden sich wieder ändern.

Ihr Ego lässt sie übersehen, wie es ihren Mitmenschen, ihrer Natur geht. Aus ihrem Ego, Selbstsucht und Gewinndenken zerstören sie ihre Umwelt. Aber ich weiß, man kann es ändern, man muss nur agieren und selbst als Beispiel darstehen.

Die Menschheit steht nicht mehr zu ihren Emotionen, sie ist kalt. Emotionen sind für sie eine Schwäche. Trotzdem stehe ich zu meinen Emotionen und möchte der Welt damit zeigen, dass man Emotionen leben darf und kann. – Dass man, steht man zu seinen Emotionen, die Welt sogar ein Stückchen ehrlicher machen kann.
Die Welt wird wieder zu Emotionen stehen können, da bin ich mir sicher.

Ich drücke meine Emotionen, meine Gedanken, mein Leben durch, vielleicht für einige, dunkle Gedichte und Songs aus.
Doch immer wieder habe ich auch schöne, positive und gute Emotionen. Ich lache gerne, ich lache viel, gibt man mir die Chance.

Für mich ist „Emo“ keine Beleidigung. Und wenn die Leute schräg gucken und Kommentare abgeben, man würde sich ritzen, weil man sich schwarz oder dunkel, manchmal mit entsprechenden Accessoires kleidet, so zeigt es doch nur, wenig tolerant die Leute noch sind und keine Ahnung haben, was um sie läuft.

Und was ist jetzt emo für mich?

Ja, habt ihr denn nicht den langen Text gelesen?
Selbst wenn ich nicht explizit von mir sprach, habe ich euch umschrieben, warum Emo ein Lebensstil und nicht alleine ein Musikgenre ist.

Es ist mehr als Musik, aber Musik ist ein wichtiger Bestandteil davon.
Ich bin alles andere, als ein Mode-Emo und mich nerven die Klischees.
Ich kann Lachen, habe verdammt viel Spaß in meinem Leben und die Rasierklinge brauche ich nur zum Rasieren und selbst darauf würde ich gerne verzichten, wenn diese blöden Gesichtshaare nicht so schnell wachsen würden.

In dem Artikelbild seht ihr mich 2021 am Schreibtisch. Ich habe mich in den Jahren verändert und ich verändere mich noch. Meine Haare von damals fand ich irgendwann langweilig. Viel verändert habe ich sie nicht. Sie sind kürzer geworden und ich habe wohl jetzt etwas, was sich undercut nennt. – Seht ihr, ich mache es jetzt auch gerade einmal an den Haaren fest. Aber die Haare sind es nicht. Ich könnte mir auch eine Glatze rasieren – was ich spaßeshalber mal mit Photoshop getan habe (das Bild könnt ihr am Ende des Artikels finden) – aber ich wäre noch immer der kleine Emo aus der 9. Klasse im Herzen. 🙃

Ich wollte zeigen, Emo ist mehr als Depression oder Trauer.
Sind Liebe, Wut, Freude denn keine Emotionen?

Manchmal spiele ich mit manchen Dingen. 😉

Greetz

Autogramm von HoernRockz

Und das versprochene Bild ohne Haare. 😉 Ich finde, das hat etwas leicht verrücktes. 😅 Nein, so sollte ich die Frisur wirklich nicht tragen.

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