9-11 2001: Wie ich den Tag im September als Kind erlebte

tribute in light 9 11 memorial

11.September 2001 – „Was geht„, so heißt die Rubrik. Dieses Mal müsste sie heißen: „Was geschah…“

Was ging am 11. September 2001. Vielleicht nicht mehr so stark, wie 2001, doch seine Folgen spüren wir noch alle. Dieser Tag hat die Welt verändert, wie kaum ein anderer. Was passiert ist, das konnten alle in den Medien verfolgen. Doch was ging an diesem Tag bei mir?

Wie der 11. September bei mir begann

Ich war elf Jahre alt. Es war vom Wetter her sowohl hier in Deutschland, als auch in New York, NY ein schöner Tag. Doch das das sollte alles zweitrangig werden. Ich hatte an diesem 11. September 2001, wie jeden Dienstag in der 7. und 8. Stunde (bis 15.00 Uhr) Sport in der Schule, weil ich meinen Bus um 15.10 Uhr bekommen wollte und die Schule ohne rennen zu müssen 20 Minuten vom ZOB weg war, fuhr mich immer die Mutter einer Freundin zum Bus.

In ihrem Autoradio lief Radio Schleswig-Holstein (R.SH). R.SH bringt immer um 5 Minuten vor einer vollen Stunde Nachrichten, so auch an diesem Tag. Um etwa 14.58 Uhr kam die Nachricht, dass irgendetwas in New York geschehen sei. Vermutlich sei ein Kleinflugzeug versehentlich ins World Trade Center geflogen. Man ging in diesem Moment von einem Unfall aus.

Ich erschrak, aber fragte mich in diesem Augenblick vielmehr, wie man im Versehen ins WTC fliegen könne. Und hoffte, dass in dem Stockwerk, in welches das „Kleinflugzeug“ geflogen sein sollte, um diese Zeit nicht all zu viele Menschen waren. In diesem Moment hätte ich nie an die folgenden Ausmaße gedacht.

Die Busfahrt und die Nachrichten im Radio

Um 15.05 stieg ich in den Bus. An diesem Tag war es der kleine (Reise-)Bus, der nur „20“ Leute fassen konnte. Auch im Bus lief das Radio. Ich glaube, im Busradio, das über die Lautsprecher im Bus zu hören war, lief NDR2.

Die Fahrt in mein Dorf dauerte für gewöhnlich etwa 30 Minuten, so auch an diesem Tag…
Um etwa 15.10, der Bus fuhr gerade vom ZOB ab, kam die Nachricht auf NDR2, es sei ein zweites Flugzeug in den anderen Turm gecrashed… – Jetzt war klar, es konnte kein Unfall mehr sein. Man wusste auf dem Radiosender zu berichten, dass beide Maschinen kein Kleinflugzeuge sein konnten. Es hieß, es seien vermutlich zwei Passagier-Maschinen gewesen. Es müsse folglich ein Terroranschlag gewesen sein.

Eigentlich unterhalten sich die Leute im Bus, doch jetzt… jetzt war es ruhig. Alles hörte auf das Radio, jeder wollte wissen was los war. Man sah sich an und man fragte sich, was passiert sei, wie ist es passiert.

Meine Eltern waren in New York

Meine Eltern waren in Manhattan in New York, NY, mein Bruder und ich waren beschützt von unserer Nanny in Deutschland. Ich dachte während der Fahrt: „Ich will nur nach hause, fahr schneller. Mach schon, ich muss nach Hause.“

Wir kamen in unserem Wohnort an, ich stieg aus und ging so schnell ich konnte nach hause, ich wollte an den Fernseher und ans Telefon. Ich hatte nur den Gedanken: „Was ist passiert? Wieso? Was ist mit deiner Familie? Geht es ihnen gut? Ich kam zu hause an, schaltete CNN ein.

CNN – Die Türme fallen

Sie zeigten, wie die Flugzeuge in die Türme flogen, immer wieder und wieder. Es kam die Nachricht, ein drittes Flugzeug sei ins Pentagon geflogen. Dann zeigten sie um 16.05 MESZ (10.05. ET), wie der erste, der südliche Turm zusammenfiel.

Der Staub, das Entsetzen der Sprecher, das Schreien der Leute.
Und wieder sah man die Flugzeuge, wie sie einkrachten.
„Oh Gott“, dachte ich, „da kann keiner mehr Leben. Meine Eltern, meiner Familie! Was ist mit denen?“
Ich wollte sie anrufen, aber die Leitungen waren dicht und wohl auch zerstört…

Immer die gleichen Bilder – Der zweite Turm fällt

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Auf CNN, SKY, NTV, N24, ARD, ZDF, RTL, SAT.1 überall liefen die gleichen Bilder…
Auf allen Sendern fragteman sich, ob und wie lange der andere Turm noch stehen könnte.

In der zwischen Zeit erfuhr man, dass eine vierte Maschine nähe Pittsburgh abgestürzt sei.

Die Frage, wie lange der Nordturm noch stehen würde, wurde um 16.28 MESZ (10.28 ET) beantwortet, um die Zeit fiel dieser in sich zusammen. Zuvor sah man, wie Menschen aus dem Nordturm lieber in den Tod sprangen, als auf das Zusammenstürzen zu warten. Als es auch zusammenbrach hörte man wieder das Schreien und Entsetzen der Menschen. Ich blickte wie unter Hypnose auf den Fernseher.

Ich schaltete durch die Kanäle, ich wollte alles wissen, doch die anderen Sender neben CNN wussten auch nicht mehr.
Nebenbei versuchten wir weiter meine Eltern anzurufen, doch die Leitungen waren weiterhin tot, es sollte drei Tage dauern, bis wir, mein Bruder und ich das erste Mal meine Eltern am Telefon hören konnten.

Nicht mehr geschlafen

In der Nacht des Anschlages habe ich nicht geschlafen, ich saß mit Freunden meiner Eltern die zu uns gekommen waren, der Nanny und meinem Bruder vorm TV. Ich war so geschockt, dass ich heute nicht mehr weiß, was ich mit den Freunden gesprochen habe und ob wir es überhaupt taten.

Meine Klassenlehrerin, meine Deutsch-Lehrerin und der Direktor sollen wohl auch noch angerufen haben und mich gefragt, wie es mir gehen würde. Ich weiß nicht, was ich geantwortet habe. Diese Schock saß zu tief… Ich hatte Angst, wie ich sie in meinem Leben nie zuvor gespürt habe. Ich war elf. Es war alles so irreal.

Die Bilder, die ich nie vergesse

Was ich nie vergessen werde, sind diese Bilder, die im Fernsehen liefen. Die Flugzeuge der American Airlines Flug AA11, United Airlines Flug UA175, wie sie in den Nord- und Südturm krachten, wie sie das Flugzeug der American Airlines Flug AA77 zeigten, das ins Pentagon flog, die abgestürzte United Airlines Flug UA93, wie sie in einem Feld vor Pittsburgh lag, das Zusammenbrechen des Südtowers und dann des Nordturmes, eine Frau, die völlig mit Staub bedeckt weglief, den Mann auch voll mit Staub, der aus einer Flasche Wasser trank, die Firefighter und Police-Officer, wie sie ebenfalls voll mit Staub noch versuchten über Tage Menschen, Kollegen, Freunde zu retten, die Frauen, Männer und Kinder, die weinten, weil sie Familienangehörige verloren hatten und hofften sie doch noch lebend zu finden.

Diese Bilder werde ich nie vergessen und dann die Angst in mir, was ist mit meiner Familie. Geht es ihnen gut, war Daddy oder Mom in einem der WTCs? Diese Angst!

Die Tage danach verliefen einfach. Die Welt stand still. Es flog kein Flugzeug mehr. Die Schule fiel aus.

Zurück in der Schule

Als die Schule wieder begann, wurde ich ins Büro unseres Direktors gebeten. Es war klar, dass wir Trauer- und Schweigeminuten einlegen würden. Er fragte mich, ob ich die Durchsage machen wolle. – Ich tat es. Ich fragte ihn nur wann. Wir einigten uns auf 10.00 Uhr MESZ.

Ich musste mich zusammenreißen, um nicht während dessen zu weinen. Mit elf Jahren, also in der Zeit war ich normalerweise nicht so gewesen, dass ich leicht diese Art der Emotionen, also Trauer, Traurigkeit zeigte, aber da ging es mir so.

Ich weiß nicht, wie oft ich in den Tagen nach dem 11. September 2001 noch in dem Büro war und Schweigeminuten hielt. Was ich weiß, ist, dass ich meinem Direktor, meiner Klassenlehrerin, meiner Deutschlehrerin, dem restlichen Kollegium und der Mehrzahl meiner Mitschülerinnen und Mitschüler sehr dankbar bin, für die Unterstützung und Kraft, die sie mir zukommen haben lassen in der Zeit.

Danke

Wie die allermeisten Deutschen und Europäer standen sie hinter uns und mir. Als wir wieder fliegen konnten, erlaubte mir meine Schulleitung, dass ich für ein paar Tage zu meinem Eltern fliegen durfte.

DANKE an alle, die zu uns und mir standen.

Vielleicht ist der Bericht hier und da etwas holperig, aber so waren in diesem Moment, als ich ihn schrieb meine Gedanken. Sollte er unsortiert sein, so lasse ich ihn mit Absicht so, wie er ist. Er ist spontan geschrieben und dass soll er auch bleiben. Ich würde ihm die Authentizität und Spontanität nehmen, wenn ich jetzt etwas ändern würde.

Ich hoffe für diese Welt, für uns alle, dass wir einen solchen Tag mit diesen Konsequenzen nie wieder erleben müssen.

Nicht heute, nicht morgen, nie mehr. Gott beschütze und bewahre uns davor.

God bless America

Autogramm von HoernRockz

Dieser Artikel war bereits im September 2004 in meinem Blog – dem „alten Blog“ erschienen. Ich habe mich im September 2019 entschieden mit dem Blog neu anzufangen. Einige Artikel, so habe ich im April 2021 beschlossen, werde ich dennoch übernehmen. Diesen Artikel habe ich 2004 mit 14 Jahren geschrieben.
Ich habe bei diesem Artikel neue Bilder eingefügt, die nach dem 11. Sepetember 2001 entstanden sind. Ich

Bildnachweise:
Artikelbild Tribute in light 9 11 memorial von David Z
Ground Zero Bild von Wallula alle auf Pixabay

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