Der Fahrstuhl – Auf den Boden gucken? Reden, wie ein Wasserfall?

Fahrtstuhltüren

Auf den Boden, an die Decke oder doch die Türen anstarren? Reden, wie ein Wasserfall, oder Schweigeminute? Wie verhält man sich in einem New Yorker Fahrstuhl?

Das sind die Fragen, die sich New Yorker stellen, wenn sie mit dem „Elevator“ (Fahrstuhl) die „Skyscraper“ (Wolkenkratzer) New Yorks „hochfahren“ und den „Elevator“ nutzen New Yorker schon standesgemäß ziemlich oft am Tag.

Eigentlich stellt sich diese Frage kein New Yorker mehr, denn es gibt mittlerweile ganze „Fahrstuhl- Knigge“, die sich um die Verhaltensregeln beim „Fahrstuhlfahren“ kümmern. Sogar die „New York Times“ oder die „Town & Country“, eines der ältesten us-amerikanischen Magazine, haben sich diesem Thema angenommen.

Ich gebe zu, als New Yorker habe ich mir diese Frage auch nie so gestellt. Für mich war das Verhalten eigentlich klar. Meine Eltern haben es mir vorgelebt, trotzdem fragen sich Magazine und Zeitungen in ihren Gesellschaftsthemenbereichen, wie sich nun der New Yorker im Fahrstuhl zu verhalten hat? Also wage ich mich in der Rubrik „Meine Heimat…“ einmal an dieses Thema heran.

Ich finde, auch in Deutschland könnte man sich mit diesen ungeschriebenen Regeln einmal befassen. Und sie gelten längst nicht nur für den Fahrstuhl, sondern auch auf Rolltreppen, in öffentlichen Verkehrsmitteln und so weiter.

Begaffen verboten im Fahrstuhl?

Als erste Regel gilt, man begafft bzw. besser mustert niemals seine Mitfahrer:innen ab. Das heißt, man sieht sie einfach nicht an und denkt möglicherweise noch über den überaus, vielleicht nicht angepassten Kleidungsstil nach. Das gilt einfach als Unmöglichkeit unter Fahrstuhlnutzern.

Aber wo soll die Fahrstuhlfahrer:in nun hinsehen. Da gibt es viele Möglichkeiten, die oder der eine guckt sich die Decke des Fahrstuhles genau an, starrt also an die Decke, andere „starren“ die ganze Zeit die Türen des Aufzuges an und die dritte Variante, die wohl am häufigsten genutzte, ist das „auf den Boden gucken“. Ein Nebeneffekt der letzt genannten Möglichkeit ist, dass viele New Yorker, so sagt man, dadurch sehen, wie schmutzig ihre Schuhe sind und damit das Geschäft der Schuhputzer:innen in New York florieren würde

Aber wie verhalte ich mich richtig im Fahrstuhl?

Ich denke, eine eindeutige Lösung, die nun als die alleinige Möglichkeit gilt, gibt es nicht, aber die Chefredakteurin der „Town & Country“, Pamela Fiori gibt darauf eine ganz logische Antwort: Am besten, so sagt sie, solle man geradeaus in Richtung der Türen sehen. Ich mag die Idee.

Wenn man diese Alternative als Nutzer:in eines „Elevators“ genauer betrachtet, so ist es wirklich die beste Möglichkeit. Warum, mag sich nun die Leser:in fragen?

Man stelle sich folgende Situation auf der Straße oder auch auf dem Gang eines Büros, eines Hauses, oder wo auch immer vor: Man begegnet einer Person, die permanent auf den Boden sieht, den Kopf gesenkt, vielleicht noch mit einem unsicheren Blick. Oder aber man trifft auf eine andere Person, die ständig die Nase nach oben trägt und in die Luft guckt. Was denkt man dann in diesen Situationen?

– Genau, die meisten werden wohl in der ersten Situation denken, dass dies ein verschüchterter Mensch ist, dem man dort begegnet; in der zweiten wird man vielleicht denken, dass die Person „hochnäsig“ sein wird. Klar, werden jetzt wieder einige von „platten“ Klischees und oberflächlichem Denken reden, trotzdem denke ich, dass jeder sich zu einer solchen Situation seine Gedanken machen wird.

So sollte man sich also die folgende Frage selbst beantworten: Möchte man das? Möchte man diese Ausstrahlung nach außen transportieren?

Halte Abstand

Man sollte ebenso auf keinen Fall mit jemand im Fahrstuhl anstoßen. Das heißt, man hält zum Gegenüber einen gewissen Respektsabstand. Natürlich kann so ein Fahrstuhl sehr überfüllt sein, aber auch in der Bahn, U-, S-Bahn oder dem Bus würde hier in Deutschland doch niemand gerne von seinem Gegenüber angestoßen werden, so geht es auch den New Yorkern in den Fahrstühlen (übrigens nicht nur dort, das gilt auch für die „Sub(way)“, Busse u.s.w., genauso wie das anstarren von fremden Personen). Also sollte man versuchen immer noch einen Zentimeter Abstand zu seinen Gegenüber zu halten – die aktuelle Sitation empfiehlt sowieso mindestens 1,5 Meter Abstand zu halten -, selbst wenn der Aufzug noch so voll ist. Notfalls nimmt man eben den nächsten Fahrstuhl.

Die Hände

Wenn man sich die Situation in einem Fahrstuhl vorstellt, so kann man noch etwas anderes an sich selbst und anderen beobachten. Stell dir eine Situation vor, in der du zum Beispiel bei einem „freien“ Referat, einer Präsentation, oder einfach auf einem Treffen in einer Personenmenge bist. Man steht dort also vor oder in einer Gruppe, spricht oder man hört zu und dann kommt das Problem, wenn man nichts in den Händen hält, wohin mit den Händen? In die Hosentaschen; eine Hand ins Sakko, die Jacke, die andere ans Bein; beide Hände an die Beine; in der Luft? Jeder kennt diese Frage und auch beim Aufzugfahren sollte man sich diese Frage stellen.

Einige „Knigge für Fahrstühle“ empfehlen, dass man die Hände am besten, sofern man keine Aktentasche, oder ähnliches bei sich hat, an der man sich festhalten könnte, die Hände am Körper faltet. Als „unmöglich“ gilt es eigentlich, dass man seine Hände in den (Hosen)-Taschen hält. Es gilt als unhöflich. Sieht man sich dieses Verhalten einmal genauer an, sollte man erkennen, dass es ein weniger – zumindest zu den Seiten rechts und links – Platz sparendes Verhalten ist, wenn man die Hände in den Taschen trägt.

Halt den Mund

Am Ende möchte ich zu der schlimmsten Untat in einem New Yorker-Fahrstuhl kommen, das Reden!

Ja, auch wenn die oder der eine oder andere von uns als „schwatzhaft“ gelten mag und es gerne nach außen trägt, in einem New Yorker- Fahrstuhl ist das ein unmögliches Verhalten. Man ist einfach während der Fahrt nach oben oder unten ruhig. Es interessiert den „unfreiwilligen“ Nachbarn einfach nicht, was man mit seinem Bekannten, Kollegen oder wen auch immer auszutauschen hat. Das gilt als eine Art Eintritt in die Privatsphäre des anderen, also des Redenden, die niemanden etwas angeht und einfach nur auf Desinteresse stößt. Redet dort doch jemand, hört man weg und „bekommt das Gespräch nicht mit“.

Auch die Nutzung eines Mobiltelefons ist in einem „Elevator“ nicht gerne gesehen. Ein:e New Yorker:in würde niemals in einem „Elevator“ telefonieren! In einem Aufzug hat einfach Ruhe zuherrschen, bis auf die Musik, die in dem einen oder anderen Fahrstuhl gespielt wird.

Du darfst auch sprechen, aber…

Zwei Augenblicke, oder Momente gibt es, in dem man im Fahrstuhl spricht.

Der eine Moment ist es, wenn der Aufzug zwischen den Etagen stecken bleibt und man nicht mehr aussteigen kann. Genau in diesem Augenblick fangen die New Yorker im Fahrstuhl an zu reden. Ich denke, man kann es sich gut vorstellen, warum das so ist. Nein? Okay, es ist einfach hilfreich, sich mit seine:r „Mitgefangenen“ zu unterhalten. Man könnte an dieser Stelle erwähnen, dass die New Yorker:in an sich – okay, das ist zu pauschal, besser – einige New Yorker:innen ängstlich sind, was das Fahren mit dem „Elevator“ betrifft und es ganze Seminare, Kurse gegen Fahrstuhlphobien gibt.

Der andere Augenblick ist der, in dem man seine:r „Mitfahrer:in“ oder Fahrstuhlführer:in, welche:r an den „Drückern“ für die Stockwerke steht, sagt, in welches Stockwerk man fahren möchte. Dabei sollte man allerdings darauf achten, dass man die richtige Etage angibt oder auch selber drückt. Es gibt fast nichts peinlicheres, als wenn ein Fahrstuhl in einem Stockwerk anhält und man steigt nicht aus.

Sieht man sich einmal diese Regeln, diesen „Knigge“ genauer an, so empfinde ich, dass man den „Knigge“ auf die Nutzung von Fahrstühlen weltweit annehmen sollte. Mal ganz ehrlich, würde es dich nicht auch nerven, wenn du angestarrt wirst im Fahrstuhl, das Gegenüber dir ungewollt zu nahe kommt (okay, wenn der Mensch vielleicht gut aussieht, ausgenommen ;)), wenn man unfreiwillig den Tratsch der Nachbar:in, den sie oder er mit der Partner:in austauscht, mitbekommt, oder das Gegenüber am Telefonieren ist?

Und wie ich eingangs schrieb, gilt es nicht nur für Fahrstühle.

Vielleicht hat man sich hierzulande einfach diese Gedanken auch noch nicht gemacht, weil man in Deutschland zu selten Fahrstuhl fahren muss?

Deine Meinung würde mich dazu interessieren.
Wie sollte man sich im Fahrstuhl verhalten?
Wie verhältst du dich im Fahrstuhl?
Was hast du unfreiwillig erlebt?

Dein

Autogramm von HoernRockz

Die benutzten Bilder und Illustrationen stammen aus dem kostenlosen Bilderdienst Pixabay.com

Kommentar verfassen